Mit Critical Whiteness „unterprivilegierte“ Faschisten verteidigen

(The new Face of Anti-Racism. Die FSK-Sendung ANILAR FM, Teil 8.)

(8.)

„Unterprivilegierte Faschisten“:

WIE MAN MIT CRITICAL WHITENESS EINE MHP-SENDUNG VERTEIDIGT


Der Fall ANILAR macht deutlich, welche extremen Konsequenzen im kulturalistischen Identitäts-Antirassismus und insbesondere in seiner Ausprägung als Critical Whiteness angelegt sind. Tatsächlich gehen einige Leute bei FSK soweit, Kritik an AKP-Islamismus und MHP-Faschismus als tendenziell rassistisch darzustellen:

Eine besondere Radikalität darin, nichtdeutsche Faschisten aus dem FSK haben zu wollen, kann eine unbewusste Ersatzhandlung dafür sein, dass man selbst oder die Eltern keinen Bruch mit dem Nazigroßonkel etc. vollzogen hat.“ (Rosa Fava)

Wahrscheinlich ist dies der erste Fall, in dem das Konzept der intergenerationalen psychischen und materiellen Tradierung des Nationalsozialismus zur Abwehr einer Faschismus-Kritik missbraucht wird. Und zwar im Modus des Verdachtes, der ja für

die „machtsensitive und rassismuskritischeCritical Whiteness-Esoterik typisch ist.

Die Andeutung, der Kampf gegen „nichtdeutsche FaschistenKÖNNE eine „Ersatzhandlung“ von „Kriegsenkeln“ sein (siehe dazu „Hannes Heer und die Kriegsenkel in der Golem-Bar), stellt den konkreten Verlauf der Auseinandersetzung auf den Kopf:

Die Kritik an ANILAR wurde von FSK-Aktiven forciert, die Türkisch verstehen, während das für die Verteidiger von ANILAR, die plötzlich im Namen kritischer People of Color-Denkansätze auftreten, durchweg nicht gilt. Trotzdem soll gerade den „biodeutschen“ ANILAR-Verteidigern eine ganz besonders edle antirassistische Gesinnung angedichtet werden:

„Ich denke, dass im FSK viele um diese Fallstricke wissen und einen reflektierten Umgang damit haben.“ Obwohl auch sie einem „weißdeutschen Bildungsbürger und Mittelschicht-Umfeld“ entstammen, gehören sie zu denen, die „nicht einfach den deutschen Ressentiments folgen und die Nichtdeutschen ohne gleichen Stallgeruch rauskicken wollen, sondern „aus antirassistischer Position die Ungleichheit und die strukturell größere Macht auf vielen Ebenen mitdenken.“ (Rosa Fava)

Das ist der Sound der „Privilegientheorie„, die hier explizit zur Verteidigung einer Sendung eingesetzt wird, in der radikalislamische AKP-Funktionäre und islam-faschistische Graue Wölfe über einen „linken Sender“ sprechen konnten. Die FSK-Antirassisten sehen in dem Sendungsmacher Atamtürk nicht etwa einen, der Vertreter einer rechten Mordbande in den Sender holt (was insbesondere für Linke gefährlich ist, die sich konkret mit der Türkei auseinander setzen), sondern einen, der OPFER von Leuten geworden ist, die einen „Nichtdeutschen ohne gleichen Stallgeruch rauskicken“ wollen.

Nach dieser „Privilegientheorie“ des „machtsensitiven Antirassismus“ sind in der BRD lebende türkische Faschisten schwächer als deutsche Antifaschisten. Türkische Faschisten sind hier sozusagen unterprivilegierte Faschisten und letztlich selbst dann Opfer wenn sie Täter sind.

Ethnopluralismus ermöglicht neue Querfronten:Critical Whiteness-Ideologie und und Privilegientheorie des neo-essentialistischen „Third-wave feminism“ in „Konkret“ mit Jacinta Nandi und Mohamed Amjahid. Weil man Charlie Hebdo bei FSK und Konkret wegen Kritik an einer „Minderheiten- Religion“ von wertzuschätzenden Kulturen nicht mag, hat man keine Berührungsängste gegenüber Leuten, die solche Sätze schreiben: (1) „Die Satirezeitung „Charlie Hebdo“ machte in der Vergangenheit mehrfach Schlagzeilen mit provokanten Mohammed-Karikaturen“. (Amjahid, Tagesspiegel am Tag der Ermordung der Redaktion, 8.1.2015). (2) „Bitte kein neues 9/11“. (Amjahid, Tagesspiegel 11.1.2015). (3) „Kinder, die sich an ihren Schulen weigerten, das #JeSuis Charlie zu unterstützen, wurden als Terrorverdächtige behandelt. Dabei können Einwanderer qua Hautfarbe gar nicht Charlie sein.“ (Amjahid: „Unter Weißen“). (4) „Aber dann fielen inmitten der israelsolidarischen Gegendemo bemerkenswerte Sätze: „Alle Araber gehören auf den Scheiterhaufen“.“ (Amjahid: „Die Antideutschen“, ZEIT 16.3.2017).



(8.1.)

CULTURAL TURN, POSTCOLONIAL STUDIES, EUROZENTRISMUS:
„MHP-KRITIK IST ORIENTALISMUS“

Diese unglaublichen Argumente, mit denen die identitären Antirassisten im FSK Atamtürk und seine Sendung ANILAR FM verteidigen, sind keineswegs taktisch-rhetorische Tricks, sondern die dogmatische Konsequenz einer ideologischen Rechtsentwicklung, für die schon Ende der 1970er Jahr (zunächst nur im akademischen Universum) die Weichen gestellt wurden.

Die Stichworte heißen Cultural Turn und Postcolonial Studies. Die Kritik am Eurozentrismus wurde in einem Prozess der fortlaufenden Überbietung zum aggressiven antiuniversalistischen Dogma und darüber selbst rassistisch.

Laut diesem Diskurs gehören türkische islamisierte Faschisten oder auch Hamas-Kämpfer dem „Orient“ an und sind daher Objekte eines postkolonialen westlichen Überlegenheitsgefühls.

In diesem Konflikt gehören nach der Überzeugung der Critical Whiteness-Anhänger die Juden zu den „Weißen“ und Israel zu den unterdrückenden Mächten. Die gemeinsam mit Moscheevereinen und „türkischen Kulturvereinen“ betriebene „Palästinasolidarität“ gehört zu einem wichtigen Betätigungsfeld dieses keineswegs isolierten Milieus. In Berlin arbeiten solche Leute mit dem BDS zusammen – zuletzt gegen die Teilnahme israelischer Bands an einem von der Stadt (vom Pop-Senator Tim Renner) finanzierten Festival. Der Antisemitismus wird kaum versteckt.

Man ist auf neue Weise antiimperialistisch, wobei der positive Bezug auf die „Religion der Unterdrückten“ in den Vordergrund getreten ist. Eine Boykott-„Aktivistin“, die sich selbst als „Antiimperialistin und Palästinaaktivistin“ beschreibt und im Ex-Arbeiterkampf (ak) entsprechende Texte im „intersektionalen“ Critical Whiteness– und Third-Wave Feminism-Jargon veröffentlicht, wird dort so vorgestellt: „Nadija Samour ist aktiv im Palästina Netzwerk Berlin. In ak 603 schrieb sie über die emanzipatorischen Potenziale des Islams.“

Selbst im „Islamischen Staat“ (IS) erkennt ein Teil der Szene antikoloniale Freiheitskämpfer, die definitiv keine „Nationalisten“ sind, weil sie nach einem Kalifat streben. In London lehnte die „progressive“ National Union of Students einen Antrag, die Terrormiliz IS zu verurteilen, mit der Begründung ab, eine solche Entschließung könnte „Islamophobie“ fördern. Dazu passt, dass man zugleich einen Antrag, sich am Gedenken an den Holocaust zu beteiligen, mit der Begründung ablehne, das sei „eurozentristisch“.

http://www.independent.co.uk/student/news/nus-motion-to-condemn-isis-fails-amidst-claims-of-islamophobia-9796193.html
http://www.malmoe.org/artikel/widersprechen/2988

Im FSK  belässt man es noch dabei, zum IS-Terror einfach zu schweigen. Die mörderischen Attentate in Paris, Brüssel, Nizza, London, Manchester …. kommen bei FSK überhaupt nicht vor. Auch die antisemitische Dimension der meisten radikalislamischen Morde in Frankreich (Bataclan, Hyper Cacher und viele andere, vgl. diese Chronik) interessiert niemand im FSK.

Die identitären Antirassisten haben den Kampf gegen den Antisemitismus verraten. Sie solidarisieren sich lieber mit dem radikalislamischen Mob der Banlieues. Der „anti-islamophobische“ Kampf der identitären Antirassisten hat den Kampf gegen den Antisemitismus zur Strecke gebracht. Die 10jährige Unterstützung für ein „türkisches Community Radio“, bei dem AKP und MHP und auch das Personal der Spitzel-Zentrale Türkisches Konsulat ein und ausgehen, zeigt,  dass man hinter den Ethno-Antirassisten der britischen National Union of Students nicht zurück steht.

Dieser Antirassismus ebnet Faschisten & Islamisten den Weg.

 

Günther Jacob, Rosa Fava, Bundesverband Freier Radios, Werner Pomrehn, Freies Sender Kombinat, Transmitter, Jüdisches Museum Berlin, Einwanderungsgesellschaft, Auschwitz, „Christian Helge Peters“, Hamburg,

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